Herzberg verlässt Ahrensburg / Vorbericht TSV Ellerbek – 1. Damen
Timo Hölscher
Handball-Oberligafrauen müssen sich für die kommende Spielzeit einen neuen Trainer suchen
Ahrensburg. Sie ist stets mit großem Einsatz dabei, hadert mit umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen, ruft wild gestikulierend Anweisungen aufs Feld, feuert ihre Mannschaft lautstark an – so kennen Handballspielerinnen und Zuschauer Trainerin Kathrin Herzberg vom Ahrensburger TSV. Acht Spiele stehen für ihre Mannschaft in dieser Oberligasaison noch an, davon drei in der heimischen Heimgartenhalle. Danach wird der temperamentvolle, kleine blonde Wirbelwind hinter der Seitenlinie in Ahrensburg verschwunden sein. Die 42-Jährige hat nach zwei Spielzeiten bei Stormarns höchstklassigem Handballteam zum Saisonende ihren Abschied angekündigt.
„Es ist keine spontane Idee, da ich schon seit drei Jahren darüber nachdenke, einmal eine Männermannschaft zu trainieren. Im Vergleich zu den Frauen sind da die Intensität und Athletik stärker ausgeprägt“, sagt Herzberg. Ihre Spielerinnen und den Verein werde sie vermissen. „Es ist mir nicht leicht gefallen, es meiner Mannschaft zu sagen. Ich habe hier Freunde gefunden“, sagt Herzberg.
Sie übernimmt in der nächsten Spielzeit die zweite Männermannschaft des TSV Ellerbek, die derzeit Tabellenachter in der Hamburg-Liga ist und noch um den Klassenverbleib zittert. Bevor Herzberg zum ATSV gekommen war, hatte sie unter anderem die weibliche A-Jugend der Ellerbekerinnen in der Regionalliga trainiert.
Herzberg hat in Ahrensburg stets an ihren Prinzipien festgehalten, nicht nur im sportlichen Bereich, wo sie ihre offensive Abwehrtaktik konsequent durchgezogen hat. Sie ist vergleichsweise nah dran an der Mannschaft, geht mit ihr auch schon einmal zusammen feiern. Auch nach der enttäuschend verlaufenden Hinrunde, die man auf dem letzten Platz abschloss, behielt die im Hamburger Stadtteil Farmsen lebende Übungsleiterin ihren Stil bei. Nach der Vizemeisterschaft und dem Hamburger Pokalsieg 2011 gibt ihr der Erfolg nun wieder recht. Nach zuletzt vier Siegen in Serie beträgt der Vorsprung des Tabellenneunten auf einen Abstiegsplatz bereits fünf Zähler.
„Schade. Dass Kathrin irgendwann einmal eine Männermannschaft übernehmen möchte, wusste ich aber schon länger. Überraschend wäre es jetzt eher für mich gewesen, wenn sie ein anderes Frauenteam gewählt hätte“, sagt Abteilungsleiter Lars Kiesbye. Auch Mannschaftsführerin Lena David bedauert Herzbergs Entscheidung. „Sie hat bei uns etwas aufgebaut. Eine so offensive Abwehr haben wir vorher noch nie gespielt“, sagt die zweifache Mutter, die es noch offen lässt, ob sie nächste Saison weiter in Ahrensburgs erster Mannschaft spielen wird. Außenspielerin Melanie Schlüter, ebenfalls zweifache Mutter, hat sich auch noch nicht entschieden, ob sie weitermacht.
Kiesbye will in den nächsten Wochen Gespräche mit Kandidaten führen, um die Nachfolge zu regeln. Er kündigt aber an, dass es weder auf „eine Hauruck-Entscheidung“ noch auf eine interne Lösung hinauslaufe. Kiesbye: „Ich hoffe, dass der neue Trainer noch vor April feststeht.“ Herzberg hat angeboten, bei der Suche behilflich zu sein.
Zunächst reisen die Ahrensburgerinnen aber noch mit Herzberg auf der Bank am Sonntag (16 Uhr, Rugenbergener Mühlenweg) zum TSV Ellerbek. Der gastgebende Tabellenvierte schielt auf Rang zwei und visiert einen möglichen Aufstieg in die Dritte Liga an. Bei den Stormarnerinnen kehrt Torfrau Lena Teufel nach auskurierter Knieverletzung in den Kader zurück. Dagegen fehlt Kim Schmidhuber, die für einige Tage in die USA geflogen ist. In der kommenden Saison wird die Linkshänderin ihrer Mannschaft überhaupt nicht mehr zur Verfügung stehen.
Herzberg möchte diese Partie unbedingt gewinnen, schon allein wegen ihrer persönlichen Ellerbeker Vergangenheit und anstehenden Zukunft. „Ich werde aber definitiv keine Frauenmannschaft dort übernehmen“, sagt die Trainerin, die nach einem Sieg am Sonntag am liebsten wieder ihr breites Grinsen aufsetzen würde, dass sie immer dann zeigt, wenn ihrem Team ein ganz besonderer Erfolg gelingt.
Hamburger Abendblatt, Regionalausgabe Stormarn, vom 25.02.2012