Letzte Titelchance verspielt / 1. Damen – THW Kiel 22:24
Ahrensburgs Handballerinnen kündigen nach 22:24 gegen THW Kiel allerdings Einspruch gegen die Wertung an
Ahrensburg. Es waren noch 47 Sekunden zu spielen, als Michael Fischer das Feld betrat. Beim Zwischenergebnis von 21:23 aus der Sicht des Ahrensburger TSV tauchte der Trainer der Handball-Oberliga-Frauen des THW Kiel plötzlich dort auf, wo er nicht sein darf. Die Gastgeberinnen wollten gerade einen Tempogegenstoß laufen, als die Schiedsrichter die Partie unterbrachen, dem Coach eine Zwei-Minuten-Strafe aufbrummten und auf Freiwurf für die Ahrensburgerinnen entschieden. „Der steht einen Meter im Feld, mit voller Absicht, um das Spiel zu unterbrechen. Dafür hätte er die Rote Karte und wir einen Siebenmeter bekommen müssen“, sagte Kathrin Herzberg erbost. Ahrensburgs Trainerin hatte sich auch am Tag darauf noch nicht beruhigt. Sie kündigte an, gegen die Wertung des 22:24 (7:10) Einspruch einzulegen.
Die hektische Schlussphase passte zu einer Partie, der Handball-Feinschmecker nicht viel abgewinnen konnten. In der ersten Hälfte verzichteten beide Teams fast völlig auf Tempo, sodass nach 26 Minuten beim 4:7 gerade einmal elf Tore gefallen waren. Den Ahrensburgerinnen gelang zwischendurch eine knappe Viertelstunde lang gegen eine allerdings auch sehr starke Kieler Deckung überhaupt kein Treffer. Fehlpässe hüben wie drüben, kaum zusammenhängende Aktionen, viele Fouls – die Zuschauer ertrugen es tapfer. Bezeichnend für den dürftigen Auftritt der Stormarnerinnen: In der 41. Minute mussten sie bei einer doppelten Überzahlsituation ein Gegentor hinnehmen. Nach einer Dreiviertelstunde schien die Partie beim Stand von 11:17 entschieden zu sein. Auflösungserscheinungen bahnten sich an, nach Ballverlusten verharrten die ATSV-Spielerinnen in der gegnerischen Hälfte, ohne zurückzulaufen.
Beim Oberliga-Tabellenzweiten ist die Luft offenbar raus
Dann ging aber doch ein Ruck durch die Mannschaft, kampflos wollte sich der Tabellenzweite offenbar nicht geschlagen geben. Die Ahrensburgerinnen kämpften sich Tor um Tor heran. Eine halbe Minute vor Spielende traf die von Magen-Darm-Problemen geschwächte Regisseurin Carolin Fischer zum 22:23. Die Aufholjagd kam jedoch zu spät, um gegen den abstiegsgefährdeten Konkurrenten zumindest noch einen Zähler mitzunehmen.
„Dieses Spiel haben wir auch wegen fehlender Cleverness verloren“, sagte Herzberg, der mit Julia Nikoleit, Nadine Grunwald (beide mit Fußverletzungen), Bianca Schuster (Erkältung) und Fischer vier Spielerinnen nur angeschlagen und die aus beruflichen Gründen verhinderte abwehrstarke Jessica Fraatz gar nicht zur Verfügung standen. „Man hat gesehen, wie kaputt alle bei uns sind nach dieser langen Saison. Uns fehlen einfach Wechselmöglichkeiten.“
Bei der zweiten Saison-Heimniederlage vergaben die Stormarnerinnen zudem noch vier Siebenmeter. Keine Spielerin erreichte Normalform, lediglich die zweitligaerfahrene Ilka Bernhardt gefiel in der Anfangsphase mit einigen Balleroberungen in der Abwehr. Offensichtlich ist die Luft raus: Nach der zweiten Niederlage in Folge beträgt der Rückstand der Herzberg-Mannschaft auf Spitzenreiter SC Alstertal-Langenhorn bereits fünf Punkte. Das dürfte in den vier verbleibenden Begegnungen kaum noch aufzuholen sein.
Am Sonntag (18.30 Uhr, Rugenbergener Mühlweg) heißt der nächste Gegner auswärts TSV Ellerbek. Dann wird Außenspielerin Lara Schlizio nach ihrem mehrmonatigen Aufenthalt in England wieder in den Kader zurückkehren. In eigener Halle spielen die Ahrensburgerinnen nur noch einmal – am 7. Mai gegen die abstiegsgefährdete SG Hamburg-Nord.
Die Tore für den Ahrensburger TSV erzielten:
Ilka Bernhardt, Lena David (je 4), Carolin Fischer (4/1), Melanie Schlüter (3), Bianca Schuster (3/1), Janicke Bielfeldt und Nadine Grunwald (je 2).
Oberliga HH/SH, Frauen
TSV Jörl – HSG Fockbek/Nübbel 30:25 SC Alstertal-Langenhorn – SG Altona 30:27 Bredstedter TSV – HSG Holstein Kiel/Kronshagen 21:23 SG Hamburg-Nord – MTV Herzhorn 26:19 Ahrensburger TSV – THW Kiel 22:24 TSV Ellerbek – HSG Tarp-Wanderup 20:22 TSV Wattenbek – Lauenburger SV 24:23 1. SC Alstertal-Langenhorn 22 579:513 36: 8 2. Ahrensburger TSV 22 543:488 31:13 3. Lauenburger SV 22 523:481 29:15 4. HSG Holstein Kiel/K. 22 529:522 26:18 5. TSV Wattenbek 21 478:485 22:20 6. HSG Tarp-Wanderup 22 541:547 22:22 7. TSV Jörl 22 571:558 22:22 8. TSV Ellerbek 21 542:533 21:21 9. Bredstedter TSV 21 522:520 19:23 10. HSG Fockbek/Nübbel 21 495:525 17:25 11. THW Kiel 22 441:459 17:27 12. SG Hamburg-Nord 22 480:517 16:28 13. SG Altona 22 421:486 14:30 14. MTV Herzhorn 22 520:551 12:32Hamburger Abendblatt, Regionalausgabe Stormarn, vom 05.04.2011